Ich wache auf, weil die Kanadier angefangen haben, ihre Sachen zusammenzupacken. Die anderen Deutschen sind schon weg, dafür liegen auf dem Fußboden drei Schlafsäcke samt Inhalt, die gestern noch nicht hier waren.
Ich mache mir Porridge, ziehe mein verschwitztes Tshirt, das trotz der nächtlichen Nähe zum Feuer immer noch klamm ist, über und mache mich dann auch los.
Bald sehe ich am anderen Ufer die Ferry Station von Ardlui, von wo man mit einer Passagierfähre übersetzen kann. Eine Straße gibt es auf dieser Seite des Lochs nicht.
Cnap Mor ist noch einmal eine richtige Steigung – von hier hätte man sicher einen tollen Blick über Loch Lomond, wenn es nicht gerade so regnen würde. Und der Weg bleibt erstmal anspruchsvoll.
Später erleuchtet die Morgensonne die Berge um mich herum und bringen die Schneefelder in der Gipfelregion zum Glitzern. Vögel singen, tausend kleine und größere Wasserfälle sprudeln und glucksen und wenn ich ein 80er-Jahre-Trailer wäre, würde ich sowas wie „und es sollte ein unvergesslicher Sommer in den Highlands werden“ hinzufügen. Und wenn ich die Angst vorm Pathos mal kurz überwinde, kann ich auch noch dazu sagen, wie wunderschön das ist, wenn der Wind die Wolken vor sich hertreibt, die Sonne an manchen Stellen durchbricht und dieses Muster aus Licht und Schatten über die Hügel jagt, kurz ein verfallenes Steinhaus mit Licht flutet, um es kurz darauf wieder im Dunkel der Wiese verschwinden zu lassen.
In der Bar bei Beinglas Farm, gegenüber von Inverarnan, warte ich auf Laura, während im Hintergrund nicht zu leise Dubliners, Christy Moore, Pogues, die Clancy Brothers und sowas laufen und ich ungelogen eine gute Stunde lang jedes Lied mitsingen könnte.
Dann geht es zu zweit weiter, immer am River Falloch entlang, der die Verlängerung des Loch Lomond an seinem nördlichen Ende darstellt. Der Weg ist ein einziges Matschloch, durch das man sich springend von Stein zu Stein bewegt, mitten durch Herden träger Kühe und etwas beweglicherer Schafe, bis wir gegen vier die Jugendherberge von Crianlarich erreichen, die etwa eine Meile abseits des WHW liegt.
Nach dem Duschen geht’s heute Abend noch ins Rod and Reel, wo es große Portionen Steak Pie und Chicken Curry gibt. Danach bin ich richtig richtig satt, was sich auch mal wieder gut anfühlt und eine gute Voraussetzung ist, um in der Sonne vor der Jugendherberge zu sitzen und die nächsten Tage zu planen.
17,5 km — 581 Hm — 3,6 km/h