Nach dem Frühstück mit meinen Eltern, die nach dem Weihnachtsfest hier übernachtet hatten, hab ich die Wanderschuhe angezogen, die Wasserflasche in den Rucksack geworfen und bin losgelaufen.
Anscheinend ist da eine Gemengelage an Bedürfnissen entstanden, deren Befriedigung einfaches Geradeauslaufen zuträglich zu sein versprach. Ich wollte das Völlegefühl der letzten Tage loswerden, ich brauchte Zeit zum Nachdenken ohne Ablenkung und vielleicht hat auch die Wiederentdeckung von Hape Kerkelings ‚Ich bin dann mal weg‘ dazu beigetragen, dass ich Lust am Laufen verspürte.
Weil ich keine Zeit mit der Suche nach einer geeigneten Wanderroute verplempern wollte, bin ich einfach auf dem Radweg Richtung Rauschenberg losgegangen und in ziemlich straffem Tempo bis Kirchhain durchmarschiert. Von dort wollte ich über Stauseberg und Himmelsberg zurück, konnte aber an den wichtigen Stellen keine Wegmarkierungen finden und lief so eine Runde um das Mündungsgebiet der Wohra und dann mehr oder weniger den gleichen Weg zurück. Insgesamt müssten das etwa 28 km gewesen sein, die ich in 3,5 Stunden gelaufen bin.
Vor allem auf dem Rückweg gelang es mir, tatsächlich mal den Kopf so laufen zu lassen, dass ich vom Weg nicht mehr viel mitbekam. Ich hatte die Idee, die Erzählung meiner anstehenden Schottland-Wanderung „Scotland – bottom to top“ zu betiteln und das dann metaphorisch einzusetzen, um zu beschreiben, wie im Verlauf der Wanderung die Aufmerksamkeit von den schmerzenden Füßen (bottom), über die Beine, die Entzugserscheinungen im Lendenbereich, zu Angelegenheiten des Herzens und schließlich bis in den Kopf (top) wandert.